Kunst in Detroit

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Dafür, dass Die Stadt noch nicht mal eine Millionen Einwohner hat, verfügt sie über eine beachtliche Kunstszene. In meinen 3,5 Tagen hier habe ich mir zwei Museen, das N’Namdi Movement Center, eine kommerzielle Galerie und ziemlich viel Street Art angeschaut. Dabei bin ich engagierten Leuten begegnet, die ihre Stadt durch Kunst und Bildungsangeboten bereichern. Es gibt Schülerprojekte, kostenfreie Ausstellungen, Graffitis, welche der Stadt ein freundlicheres Gesicht geben…

Von zwei Sachen würde ich gern etwas mehr erzählen.

Einer von duzenden Ausstellungsräumen im DIA

Fangen wir mit der größten Kunstinstitution der Gegend an: Das Detroit Institute of Art präsentiert seine beachtliche Sammlung auf drei Etagen. Von ägyptischen Mumien bis zu einer Videoarbeit von Marina Abramowic ist so ziemlich der ganze Kunstgeschichtskanon vertreten.

Das Werk Cotopaxi – benannt nach dem ausbrechenden Vulkan – malte der Amerikaner Frederik Edwin Church um 1862. In dieser Zeit begannen Geologen zu verstehen, in welchem Ausmaß Vulkane und Erdbeben die Erdoberfläche verändern. Ein wilder, gefährlicher Ort – was vielleicht besonders im riesigen, teilweise wenig erschlossenen Amerika zu spüren war. Mir gefällt, das der historische und gesellschaftliche Kontext eine so große Rolle spielt.

Man könnte viele Werke herausheben, aber wenn man sich für eines entscheiden muss, kann es eigentlich nur The Detroit Industry Murals sein. Diego Rivera arbeitete 1932/33 an dieser Auftragsarbeit. Ein ganzer Saal ist mit zwei wandgrossen und mehreren kleineren Gemälden bemalt.

Die Westwand zeigt unten – gleichwertig abgebildet – den Manager und den Arbeiter und oben den wichtigen Industriezweig der zivilen und militärischen Luftfahrt.

Rivera zeigt die positiven wie negativen Seiten der Industrie. Ich stehe kaum 2 Minuten in dem Raum, da bietet mir ein Volunteer – ein freundlicher Herr um die 70 – an, mich durch das Werk zu führen. Seine Begeisterung für die zahlreichen Details ist ansteckend.

In Detroit darf natürlich die Autoindustrie nicht fehlen

Das Kind, genäht von der Erde, symbolisiert, dass wir auch im industriellen Zeitalter von der Natur abhängen.

Die grünen Gesichter symbolisieren chemische Giftstoffe, denen die Arbeiter ausgesetzt sind

Springen wir zur anderen Seite der Skala:

Street Art. Nicht nur Downtown, sondern auch in allen anderen Teilen der Stadt, die ich bisher sah, gibt es bemerkenswerte Graffiti. Keine Tags, sondern großformatige Kunstwerke – einige davon sicherlich Auftragswerke, andere zumindest geduldet.

Um so mehr ich davon sehe, um so mehr habe ich das Gefühl, dass durch diese Werke ihre Umgebung freundlicher erscheint. Die Leute, die das gesprayt haben, interessieren sich für ihre Stadt, ihre Mitmenschen. Hier ist Platz für Touristen und für Einheimische, für Kreative und Genießer, für Leute aller Hautfarben und Herkünfte…

Man kann sich überall auf die Suche nach interessanter Street Art begeben – oder zu diesen zwei Orten (wo ich war, es gibt natürlich mehr) gehen:

1. Der Lincoln Street Art Park befindet sich direkt neben einer Recyclinganlage und ist das Zuhause einer sich ständig verändernden Graffitilandschaft, einem Metalltürmchen und Skulpturen.

2. Das Heidelberg Projekt ist nach der Straße benannt, in der es sich befindet. Der Künstler Tyree Guyton sammelt schon seit Jahren Objekte, die er in dieser Strasse zu Skulpturen zusammen bastelt.

Eine Anwohnerin der Strasse, die vor ihrer Haustür raucht, liebt die Werke offensichtlich. Sie erzählt mir, dass der Künstler nach wie vor regelmäßig da ist und neu- oder umgestaltet.