Die nicht so guten Tage

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Eigentlich wollte ich heute etwas anderes machen. Da ist so ein Strategiethema, dass ich die ganze Woche vor mir hergeschoben habe und dann warten ein paar Leute, dass ich auf ihre Nachrichten antworte… Und eigentlich wollte ich auch mehr an dieser Sache mit dem Privatleben arbeiten…

Eigentlich.

Aber heute ist einer dieser nicht so guten Tage.

So ein Tag, an dem alle Probleme und Aufgaben irgendwie auf einem Haufen liegen und man nicht weiß, wie man anfangen soll und dann irgendwie Zeit rumbringt, ohne das wirklich was dabei rauskommt. Derweilen wächst der Haufen…

Angefangen hat es damit, das ich noch mal die Mail von einem unserer Klimaentscheid-Teams gelesen habe, das aufgibt. Es ist das Zweite. Eigentlich eine sehr gute Quote. Von den 53 Teams, die seit Mai 2020 angetreten sind, um ihre Kommunen auf einen Klimaneutralitätskurs zu bringen, sind bisher nur 2 gescheitert. An individuellen Veränderungen, der internen Teamkonstellation, der politischen und rechtlichen Situation oder sozialen Umgebung vor Ort – oder einer Mischung aus allen Faktoren.

Es gibt 9 Teams, die schon größere Erfolge feiern könnten, viele, bei denen es gut läuft und auch einige, die sich ganz schön durchbeißen müssen. An den meisten Tagen bin ich sehr verliebt in dieses Projekt und die Leute, die sich so engagieren für das, was ihnen wichtig ist. An dem meisten Tagen bin ich optimistisch und versuche, positive Energie und Hoffnung zu versprühen.

Aber heute ist einer der nicht so guten Tage.

Heute frage ich mich, ob ich gut genug war. Ob ich noch mehr hätte machen müssen, damit auch dieses Team sich durchbeißen kann. Ob ich nicht das Supportteam vernachlässige, das so wichtig ist für den Erfolg der Teams. Und wie viele Menschen gibt es eigentlich bei uns, die in einer ähnlich schwierigen Situation sind – von denen wir nichts mitbekommen?

Ich will, dass es den Leuten um mich rum gut geht. Dass sie Selbstwirksamkeitserfahrungen machen, sich akzeptiert und willkommen fühlen, sie kreativ und hoffnungsvoll sein können. Und dann schaue ich auf unseren Arbeitsalltag im Team und frage mich, ob da nicht viel zu viel Druck ist. Ob wir nicht untergehen in diesem Alltags-Klein-Klein mit den 10.000 Sachen, die alle längst fertig sein sollten und für die wir längst bessere Prozesse haben wollten.

Warum teile ich das mit euch?

Weil es euch vielleicht ja auch so geht.

Weil es okay ist, wenn ihr ein Projekt aufgebt, wenn ihr darunter leidet.

Weil ich dem Team Danke sagen will, dass so offen kommuniziert hat, dass sie es nicht schaffen. Ich antworte noch auf eure Mail. Versprochen. Vielleicht nicht mehr heute.

Weil ich all den anderen Teams meine Unterstützung anbieten möchte. Auch wenn ich nicht genau weiß, ob ich es schaffen werde, euch die richtige Hilfe anbieten zu können. Meine Tür steht euch immer offen.

Weil ich selbst immer wieder an meinen eigenen Ambitionen scheitere – und trotzdem morgen ein neuer Tag ist, an dem ich meinen Optimismus zurück haben werde.