Die letzte Station in Südostasien ist der Stadtstaat Singapur. Neun Tage verbringe ich gemeinsam mit einer guten Freundin aus Berlin im reichsten Land Südostasiens.
Meine Singapur Top10
1. In einer modernen Stadt sein, in der es positive Zukunftsperspektiven und politischen Gestaltungswillen gibt! (wohne in Berlin) Besonders deutlich zeigt sich das in der temporären Ausstellung The Future of Us anlässlich des 50. Geburtstags des Stadtstaats.
Dort präsentiert sich ein bunter Blumenstrauß an Zukunftsideen rund um die Smart City, public transport, Gesundheitsprodukte – bis hin zum Katastrophenmanagement und Militär. Und ja – natürlich ist das Maß an Überwachung und Kontrolle bedenklich, aber das ist es bei uns auch.
Und in Singapur bekommen die Einwohner zumindest etwas dafür. Zum Beispiel Einladungen, die Zukunft aktiv mitzugestalten und ein Stadtdesign mit viel Raum für Erholung und vertikalen Gärten, einen hocheffizienten ÖPNV und vor allem Zukunftsversionen, die sich nicht nicht ausschließlich um Terroristen, Arbeitslosigkeit, Bevölkerungspyramiden und Flüchtlings-„Schwärme“ drehen…
2. Die Supertrees in den Gardens by the Bay, die nicht nur aus recyceltem Material bestehen, von über 200 Pflanzenarten besiedelt sind, Strom herstellen und Wasser sammeln, sondern auch noch Lichtshows für begeisterte Touris liefern.
3. Die 5 Stars-Ausstellung im Singapore Art Museum mit großartig schrägen Installationen.
4. Das Hostel. Als ich in Singapur ankam und mit dem Bus durch ziemlich hässliche Viertel fuhr, bekam ich schon langsam Zweifel. Diese verstärkten sich auf den letzten Metern entlang trister Häuserblocks. Nach dem Betreten des bereits gebuchten Hostels und der Zimmerbesichtigung fragte ich mich ernsthaft, was zur Hölle mich hierhin verschlagen hat – und das auch noch für so lange… Der Plan war, neun statt der üblichen 2,5 Tage in Singapur zu verbringen.
Doch sowohl Singapur als auch die Unterkunft hatten einige Überraschungen für uns parat. In diesem etwas angeranzten, engem Hostel – gut versteckt in einem Seiteneingang des Häuserblock 149 – quetschten sich einige der interessantesten Menschen, die ich während der fünf Monate in Asien traf. Der digitale Nomade aus Italien, der sich in den Hostels Südostasiens mehr zu Hause fühlt als in Europa, wo er Workaholic war, oder die 72-jährige Kanadierin, die als Rentnerin beschossen hat, raus in die Welt zu gehen und sich als Low-Budget-Reisende zwischen all den Twens total wohl fühlt. Und dann waren da noch die Malaysierin chinesischer Abstammung, die einen Teil ihres Masters in Singapur absolviert und mir gern beim Frühstück Fragen zur Politik und Geschichte Malaysias und der Einwanderer beantwortete. Nicht zu vergessen: der sehr schwule Amerikaner, der leuchtende Augen bekam, sobald jemand Star Wars erwähnte und der Host des Hostels, der seine Stadt nicht nur wie seine Westentasche kennt und uns mit einer Karte voller Markierungen und Tipps ausstattete, sondern auch gern Auskunft zum Parteiensystem, Laufstrecken und Toastern gab.
5. Der Toaster. Falls man mit jemand Neuem in der Hostelküche ins Gespräch kommen wollte, konnte man immer Auskunft zum Toaster anbieten. Dieser besitzt nämlich sehr viel Eigenleben und tendiert zur Kohlenproduktion. Also wurde morgendliches Toastverbrennen eine Art Innitiationsriutus – und irgendwie auch Tradition…
6. Großartiges Essen in den Hawker Centern, welche eine Art Ersatz für die Straßenstände und Nachtmärkte sind, die man in anderen Ländern der Gegend findet. Indisch, Chinesisch, Malaiisch, Koreanisch, Japanisch – alles günstig und lecker!
7. Die nächtliche Großstadtskyline, die sich im Wasser spiegelt.
8. Cocktails auf dem höchsten Hotel der Stadt, in Sichtweite des infinity pools (Baden ist leider den Hotelgästen vorbehalten) und – eigentlich noch besser – im Superhero Café. Ich hatte The Joker – Grape and lime juice with Gin and Wodka.
9. Alles ist nah zusammen – vom Dschungel über die Shopping-Meile (waren wir nur kurz, viel Weihnachtsdeko da) bis Chinatown dauert es mit der Metro kaum mehr als eine Stunde.
10. Äffchen. Viele Äffchen.
Was ist nicht so mochte:
> Die ganzen Überwachungskameras und smarten Datensammler.
> Die Geschichten rund um die Billiglöhner aus Indonesien, die wohl so gut wie keine Rechte in Singapur haben…
> Air Con. Es ist hier einfach schick, alles auf Kühlschranktemperatur runter zu kühlen. In Museen, Restaurants, Bussen, Bahnen, Einkaufszentren, Kinos, Bars etc. braucht man nen dicken Pullover, ne lange Hose und geschlossene Schuhe. Eine unglaubliche Energieverschwendung und soooo nervig!
> Die negativen Aspekte der Landgewinnung, die Singapur in großem Maßstab betreibt. Für die Aufschüttung ganzer Inseln braucht man jede Menge Sand aus dem Meer, was nicht nur Stände an anderen Orten verschwinden lässt, sondern auch ein enormes Problem für die Flora und Fauna der Abbaugebiete darstellt.