Meine Suche nach der klimafreundlichen Ernährung

main

Disclaimer:
1. Ich klammere hier bewusst andere klimarelevante Aspekte wie Verkehr, Industrie und Flugreisen aus, da die Komplexität dieser Frage auch so schon eine Herausforderung ist.
2. Ich erwähne und verlinke diverse Anbieter, die ich persönlich zum jetzigen Zeitpunkt gut finde. Ich erhalte keine Gegenleistung dafür.

Warum interessiert mich klimafreundliches Essen?

Ich lebe seit 17 Jahren zu 95% vegetarisch. Ab und zu hab ich Lust auf Sushi und letztens probierte ich ein sehr fleischlastiges portugiesisches Traditionsgericht. Aber ansonsten war ich mit Tofu-Curry vom Vietnamesen neben dem Büro und Schokoeis immer sehr zufrieden – unter anderem, da ich weder Zeit noch Lust hatte, mich viel mit Nahrungszubereitung und sonstigen Details zu beschäftigen. Das änderte sich, als es immer schwieriger wurde, die anrollende Klimakatastrophe zu ignorieren und ich nicht mehr in das Büro neben dem Vietnamesen ging.

Ich fing an, zu saisonalem Gemüse und solidarischer Landwirtschaft zu recherchieren, las nen Buch mit dem tollen Titel How Bad are Bananas?: The Carbon Footprint of Everything – und brauchte dann erstmal ne Pause.

Huff.

Irgendwie gestaltete es sich schwierig, sich mit Freunden darüber auszutauschen, ohne das früher oder später jemand sagt: „Irgendwas muss man ja auch essen!“ Es war nie mein Ziel, meine Ernährung einzuschränken (geschweige denn, die von anderen Personen), sondern eher, sie vielfältiger zu gestalten. Ich esse kaum Kohl im Winter – nicht, weil es unter den 1.000 (?) Kohlsorten keine gibt, die mir zusagt, sondern aus Unkenntnis! Zeit, das man anzugehen.

Meine Fragen:

  1. Welche Nahrungsmittel sind besonders CO2e-intensiv?
  2. Welches Obst und Gemüse hat gerade Saison?
  3. Woher bekomme ich am einfachsten Obst und Gemüse aus der Region?
  4. Wo/wie kaufe ich am besten alles Andere?

1. Welche Nahrungsmittel sind besonders CO2e-intensiv?

Dieser Teil ist so lang geworden, dass er in einen eigenen Artikel ausgelagert wird, der dann auch meine Quellen enthalten wird. Link folgt. :)

2. Welches Obst und Gemüse hat gerade Saison?

Es gibt hübsche Saisonkalender (z. B. die Monatskalender von Utopia) und sicherlich kann man sich auch beim nächsten Wochenmarkt erkundigen. Aber ich wollte eine teilautomatisierte Variante. Es reicht schon, dass ich recherchieren muss, was ich damit anfangen kann…

Deshalb habe ich die Auswahl des Grünzeugs erstmal delegiert (siehe Punkt 3).

3. Woher bekomme ich am einfachsten Obst und Gemüse aus der Region?

Der Biostand auf dem hübschen Hippstermarkt funktioniert super für viele Leute, aber ich war irgendwie überfordert und hab am Ende nur ne Gurke gekauft (Die gerade keine Saison haben… Mission failed.).

Mein Bruder in Hamburg war von dem regionalen Gemüseabo des „Online-Hofladens“ frischepost sehr angetan. Eine der Gründerinnen erzählt in diesem Postcast, wie dass sie viel Wert auf gleichberechtigte Geschäftsbeziehungen zu den Bauern legen, an der Transparenz von Lieferketten arbeiten etc.

Natürlich gibt es auch bei mir in Berlin viele Gemüsekisten-Abo-Angebote (Liste z. B. auf qiez.de), von denen ich fast eine probiert hätte, aber dann bin ich über SoLaWis und FoodCorps gestolpert. Hier wird nicht das einzelne Lebensmittel finanziert, sondern die Landwirtschaft. Mehrere Haushalte kommen gemeinsam für die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs auf und erhalten dafür die produzierten Lebensmittel. Dadurch wird das Risiko von Ernteausfällen auf mehr Schultern verteilt und der Bauer erhält ein gleich bleibendes, monatliches Einkommen.

Entschieden habe ich mich schließlich für die Sterngartenodysee – eine etwas größere Kooperation – und der Einstieg läuft bisher super. Ich könnte Einfluss darauf nehmen, was als nächstes angepflanzt wird, aber erstmal finde ich es ganz gut, dass diese Entscheidung von Leuten getroffen wird, die sich mit Themen wie Fruchtfolge, Humusbildung und Sortenvielfalt auskennen.

4. Wo/wie kaufe ich am besten alles andere?

In naher Zukunft werde ich nicht aufhören, in Supermaktketten einzukaufen. Aber da es in Berlin so viele Alternativen gibt, testete ich einige kleine Bioläden (Kraut&Rüben hat tollen Räuchertofu und noch tolleren Käse) und einen Unverpackt-Laden, dessen Mission die Vermeidung von Abfällen ist.

Fester Bestandteil meines Alltags wurde der kleine Retterladen um die Ecke. Dort werden Lebensmittel vergünstigt verkauft, die sonst auf dem Müll landen würden.* Ich weiß nie genau, was ich in den Regalen vorfinden werde und es kommt schon vor, dass ich hinterher noch was im Supermarkt hole. Aber ich bin noch nie mit weniger als 2–3 Sorten Grünzeug und irgendwas Neuem zum Probieren nach Hause gegangen.

Mein Fazit

Ja, das Ganze hat ne Menge Zeit gekostet! Gerade habe ich diese Zeit und ich bin glücklich, dass ich sie so investiert habe. Ich habe ein paar Sachen gefunden, die gut zu mir passen und jetzt Teil meines Alltag sind.

Vielleicht ist ja für euch auch die eine oder andere Anregung dabei, die ihr ausprobieren könnt. Oder habt ihr noch welche für mich? Dann schreibt gern an gue@danke.fish.