Blättere gerade durch die Google Alerts zu Kunst+Überwachung aus den letzten zehn Tagen. Es erschienen eine ganze Reihe Beiträge zu Trevor Paglens recht politischer Kunstausstellung The Octopus, die am 19. Juni im Frankfurter Kunstverein eröffnet wurde. Und da ich die Vielschichtigkeit von Paglens Arbeiten beim Recherchieren meiner Masterthesis sehr schätzen lernte, interessiert mich natürlich auch, wie andere auf seine Fotografien und Konzeptkunstwerke blicken…
Sandra Danickes analytischer Artikel in der FR konzentriert sich auf die Lücke zwischen dem Sichtbaren und seiner Bedeutung:
„Dass es sich [bei Paglens Motiven] um Orte handelt, an denen unterirdische Kabel, die den europäischen mit dem amerikanischen Kontinent verbinden, auf das Festland treffen, wo sie von der NSA zu Überwachungszwecken angezapft werden – auch das muss man nachlesen. Er wolle die Unsichtbarkeit dieser Mechanismen zeigen, sagt der Künstler, was naturgemäß ein wenig paradox klingt.“
Rudolf Schmitz geht in seinem zitatreichen Beitrag in Deutschlandradio Kultur auf ästhetische und kunsthistorische Aspekte in Paglens Bildern ein:
„Es ist erstaunlich, wie Trevor Paglen die beklemmende Dimension der US-amerikanischen Geheimdienstaktivitäten in verführerische Bilder zu kleiden versteht.“
Karin Schulze bezeichnet ihn auf Spiegel Online als
„so etwas wie der zeitgenössischste aller Landschaftsmaler“.
Hannah Feiler stellt Paglen in der FAZ den Künstlern Paolo Cirio und Simon Denny gegenüber. Während Paglen sich mit Orten und Daten beschäftigt, setzen sich Cirio und Denny mit einzelnen hochrangigen Überwachern – also Individuen – auseinander.
Street Artist Cirio entwickelt aus Facebook-Bildern von CIA-Direktoren und ähnlichen Sympathieträgern pastellige Poster, mit denen er Metropolen tapeziert.
Denny war für Neuseeland auf der letzten Biennale in Venedig, wo er eine Installation über David Darchicourt, den Kreativdirektor der NSA und einige der (von ihm geschaffenen) „wirkmächtigsten Bilder der Gegenwart“ präsentierte.
Es gib noch weitere Radiobeträge, reich bebilderte Blogposts, Interviews, englischsprachige Artikel etc. – die alle positiv über Paglens Fotografien und Installationen berichten.
„Terror kann eine Nation nicht in ihren Grundfesten gefährden. Aber mit den Überwachungssystemen der Geheimdienste lässt sich im Handumdrehen ein totalitärer Staat erschaffen.“
Trevor Paglen
P. S. Den zum Ausstellungsprojekt gehörenden Fotowettbewerb erwähnte ich schon im März.