Position zur Vorratsdatenspeicherung

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Für Giacomo Maihofers Artikel The Walking Data – Wie steht Kultur zur Vorratsdatenspeicherung? [3sat] schrieb ich einen kurzen Gastbeitrag, der irgendwie doch nicht ganz so kurz geriet. Weil er auf 3sat.de nur gekürzt erschien, veröffentliche ich hier die vollständige Variante.

Frage 1 – Die Vorratsdatenspeicherung ist eines der kontroversesten Themen unserer Zeit. Auf der einen Seite soll sie die Bürger vor Terrorismus und kriminellen Übergriffen schützen, auf der anderen Seite gilt sie als Eingriff in die Grundrechte des Individuums und der Privatsphäre: Worin sehen sie die größten Probleme und Gefahren der Vorratsdatenspeicherung?

Ein Problem mit der Vorratsspeicherung ist, dass ihre Wirksamkeit nicht hinterfragt wird. Meines Wissens lieferte bisher niemand auch nur einen halbwegs glaubhaften Beweis für die These, dass mit Überwachung und Datensammlungen terroristische Anschläge verhindert werden können. Einige Beispiele hingegen gibt es für unauffällige Ausdehnungen von Anwendungsbereichen für einmal vorhandenen Datenfundi in Firmen und Behörden…

Viel wichtiger ist aber, dass solche Datensammlungen gewaltige Machtfaktoren sind. Wer sorgt dafür, dass sie nicht missbraucht werden in einem Land, dessen Auslandsgeheimdienst nicht nur gegen die Interessen seiner Bürger, sondern sogar gegen die seiner Wirtschaft arbeitet? Weiterlesen

Datenkraken als Freund und Helfer?

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Als Argument für das Sammeln von „Big Data“ mittels Überwachung wird immer wieder Sicherheit genannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass in dem gewaltigen Datengebirge gerade der Überweisungszweck auffällt, mit dem das nächste 9/11 finanziert wird, ist bekanntermaßen verschwindend gering. Trotzdem sammeln wir all diese Daten, weil sie uns das Gefühl geben, mit ihnen bessere Vorhersagen über die Zukunft zu machen – über mögliche Anschlagsziele, die Wahrscheinlichkeit von Straftaten in der Nachbarschaft oder das Ausbrechen eines Bürgerkriegs in Syrien.

Frederike Kaltheuner vom Center for Internet and Human Rights in Frankfurt beschäftigt sich mit Potenzial und Problemen von datenbasierten Vorhersagen.

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https://www.youtube.com/watch?v=mt-LKvA2rZ8

Interview von Philip Banse auf der re:publica 2015
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Surveillance Art und die fehlende Ästhetik der digitalen Massenüberwachung [Vortrag #rp15]

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Vorgetragen auf der re:publica 2015 | nachträgliche Änderungen am folgenden Transkript: Konkretisierung einzelner, sprachlich unsauberer Formulierungen & Entfernung diverser Füllwörter

Ich spreche über Surveillance Art und die fehlende Ästhetik der digitalen Massenüberwachung. Mit Surveillance Art meine ich Kunstwerke, die sich mit Überwachung beschäftigen und mein Fokus liegt auf der politisch motivierten Massenüberwachung. Das heißt, ich klammere die wirtschaftlich motivierte und die sozial motivierte Überwachung weitgehend aus.

Es gibt schon seit diversen Jahren ein paar dutzend Künstler und Künstlerinnen in Europa und Amerika, die sich damit beschäftigen. Seit Snowden gibt es auch zunehmend mehr Ausstellungen zu diesem Bereich – und so bin ich auch zu dem Thema gekommen.

Ich habe meine Masterarbeit über vier Künstler geschrieben, die sich mit Überwachung beschäftigen. Zwei davon werde ich Euch kurz vorstellen, anschließend gibt es eine kurze Reise in die Welt der Ästhetik, insbesondere in das Konzept der Leerstellen. Anschließend versuche ich zu erklären, warum ich dieses Konzept auch für Nicht-Kunst-Bilder für relevant halte. Weiterlesen

#watch22 / Ausstellung in Mainz

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Seit Edward Snowden das Thema in die Mitte der Gesellschaft brachte, stieg die Anzahl der Ausstellungen zu Überwachung insbesondere in Deutschland deutlich an. Im Mai wird eine weitere in Mainz eröffnet:

#watch22 – Ausstellung / Datenschutz / Kunst / Kultur /

Unter den 22 Künstlern befinden sich Aram Bartholl, der in einem Projekt untersuchte, wie Software eigentlichen Menschen von anderer Software unterscheidet, und die Filmemacherin Laura Poitras, die Edvard Snowden bei der Publikation der Daten unterstützte und die gemeinsame Zeit dokumentierte.

Landschaften der Überwachung – der etwas andere Fotowettbewerb

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Trevor Paglen – einer der vier Künstler, um die sich meine Masterarbeit dreht – hat gemeinsam mit dem Frankfurter Kunstverein einen Fotowettbewerb ausgerufen.  Gewünschte Motive sind die zahlreichen Orte der Überwachung in Deutschland. Wie man am besten die nächste Basisstation von NSA, BND und Co. findet, erfahrt Ihr (neben anderen Details) auf der eigens eingerichteten Internetseite http://www.photocontest-eagle-eye.org.

Teilnehmen darf jeder Interessierte bis 31. Mai 2015

Hauptquartier des National Reconnaissance Office von oben aus einem Hubschrauber heraus bei Nacht aufgenommen
Trevor Paglens Aufnahme des National Reconnaissance Office in Chantilly, Virginia [CC0]