Kinderlachen und Korruption

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Heute habe ich eine Vorschule und ein Waisenhaus besucht – beides nur durch Zufall. Zuerst war mit zwei Briten aus meinem Hostel in der Stadt unterwegs. Beim Mittagessen fragten sie, ob ich die Vorschule sehen wolle, die ihre NGO unterstützt. Sonntags ist kein Unterricht, also stören wir niemanden – ich sagte sofort zu.

Einige der Kinder wohnen auch auf dem Schulgelände

Ein Abdruck für jedes Schulkind

Die beiden Briten kommen seit ein paar Jahren in regelmäßigen Abständen vorbei, um zu schauen, was noch getan werden muss und ob die Gelder wie geplant verwendet werden. Korruption und Zweckentfremdung sind die großen Probleme, mit denen jedes Hilfsprojekt in Afrika kämpft.

Einer der Klassenräume

Manche bezeichnen Afrika als schwarzes Loch und wenden sich lieber anderen Gegenden zu. Nicht so die beiden Briten. Sie versuchen gerade, dem politischen Dickgicht eine weitere Lizenz zu entringen. Ziel ist, hier auch eine Grundschule betreiben zu dürfen. Dazu braucht man in Tansania mindestens sieben Klassenräume und vermutlich einiges an Bestechungsgeld. Die Beiden sind nicht sicher, ob sie ihre Ziele erreichen können – aber sie machen trotzdem weiter.

Milchproduktion für die Kinder

Geschichte der Vorschule 

Der Direktor ist Lehrer von Beruf. Als seine Eltern starben, kam er zurück nach Moschi und übernahm deren Gut. Allerdings wollte er weiterhin als Lehrer arbeiten und fing an, einige kleinere Kinder in einem kleinen Raum auf dem Gut zu unterrichten. Die beiden Briten hörten über Umwege von der Vorschule und kamen nach Tansania, um den Rektor kennenzulernen. In den Jahren darauf entstanden sanitäre Anlagen, Klassenräume und Spielflächen. Nachdem einer Spende von 8.000 Büchern baute man sogar eine kleine Bibliothek – in der Hoffnung, dass eines Tages Grundschüler hier lesen würden. Allerdings entstanden auch Büroräume, deren Nutzung nicht eindeutig geklärt ist – das muss man beobachten…

Im Weisenhaus

Wenige Stunden später – bei einem Spaziergang durch einen Außenbezirk vom Moschi höre ich Musik. Ich schaue durch das offene Tor – tanzende Kinder und Jugendliche. Natürlich werde ich sofort erspäht und zwei der Jugendlichen winken mich rein. Ich soll mittanzen. Meine Versuche, die Choreografien der Kinder zu kopieren (Afrikanische Tänze sind großartig!), sind etwas kläglich – aber die Kinder machen auch bei meinem wilden Rumgehüpfe mit.

Zwei Jungs streiten sich um ein Smartphone. Ich leihe ihnen meins – mit dem Erfolg, dass wir jetzt von zwei Seiten gefilmt werden…

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Dann werde ich von einem Mann herabgesunken, der sich als Direktor vorstellt. Er erklärt mir, dass die Kinder hier leben (mir war zuvor nicht klar, dass es sich um ein Waisenhaus handelt). Manche sind Aids-Weisen, andere können von ihren Eltern einfach nicht versorgt werden.

Posen für das Dankeschön-Foto

Heute ich ein besonderer Tag. Heute gibt es Eiscreme. Gesponsert von einer Reisegruppe, die im Rahmen ihrer Reise kurz hier vorbei gekommen sind. Es gibt eine Cooperation mit einem deutschen Reiseveranstalter, der regelmäßig Safaritouristen vorbeibringt…

Der Direktor fragt mich, was ich beruflich mache – der Einfachheit halber sage ich Marketing, woraufhin er mich gern sofort einspannen möchte. Natürlich ist er an Publicity interessiert – ich verspreche, mir ihre Website anzuschauen. Während die Kinder glücklich ihr Eis löffeln, gehen wir kurz in sein Büro. Er drückt mir ein Lesezeichen mit Kontaktdaten in die Hand und ich gebe ihm ein Großteil des Geldes, dass ich dabei habe. Viel ist es nicht. Es ist mir wichtig, dass die Kinder uns dabei nicht sehen – viele von ihnen assoziieren Weiße eh schon mit Geld…

Unterstützen? 

Entwicklungshilfe ist ein schwieriges Geschäft. Ich bin nie sicher, ob ich das Richtige tue. Oder ob die Menschen mit Gegenüber vertrauenswürdig sind und wie man dieses ‘vertrauenswürdig’ hier eigentlich definieren sollte. Natürlich ist das ganze “Weiße finanzieren Hilfe für das arme Afrika”-Thema an sich schon problematisch, weil es neue Abhängigkeiten kreiert. Zudem ist die Art der Hilfe oft fehlgeleitet, hat zahlreiche unerwünschte Nebeneffekte etc.

Auf der anderen Seite habe ich dort glückliche, gesunde Kinder gesehen, die einen Ort haben, an die sie groß werden können. Dieser Ort ist erhaltenswert.